Aktuelle Veröffentlichungen aus dem Feld der betrieblichen Weiterbildung

Die betriebliche Weiterbildung erfährt einen Bedeutungszuwachs. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Potenziale noch ausbaufähig sind.

Angesichts der digitalen Transformation der Arbeitswelt und damit einhergehenden Verschiebungen der beruflichen Qualifikationsanforderungen erfährt die betriebliche Weiterbildung einen zunehmenden Bedeutungszuwachs. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Potenziale noch ausbaufähig sind. Betriebsräte sollten diese Gelegenheit nutzen, um sich als wichtiger Akteur betrieblicher Weiterbildung zu profilieren. 

IAB: Betriebsbefragungen zur Covid-19-Krise

Laut Kurzberichtes 24/2020 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat sich die Zahl der Beschäftigten, die im Rahmen des Qualifizierungschancengesetzes an einer geförderten Weiterbildung mit Übernahme von Lehrgangskosten teilgenommen haben, zwischen 2016 und 2019 verdoppelt. Doch bisher gab es laut IAB kaum Daten über die arbeitgeberseitige Bekanntheit der Weiterbildungsförderung der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei Betrieben. Die IAB-Betriebsbefragungen zur Covid-19-Krise zeigen nun, dass u.a. mit zunehmender Betriebsgröße sowie vorausgegangener Weiterbildungsberatung durch die BA die Bekanntheit und Nutzung öffentlich geförderter Weiterbildung steigen. Dennoch ist das betriebliche Weiterbildungsengagement nach wie vor ausbaufähig: Nicht einmal jeder zehnte Betrieb hat bereits einmal eine Weiterbildungsförderung der BA in Anspruch genommen. Gründe, wie etwa nicht passende Angebote, der Aufwand der Beantragung oder das fehlende Interesse der Beschäftigten, seien laut der befragten Betriebe herfür ausschlaggebend.


I.M.U: Qualifizierung im digitalen Wandel

In der aktuellen Mitbestimmungsreihe des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) werden vier Betriebe porträtiert, die im Zuge digitaler Transformationsprozesse umfassende Qualifizierungsprojekte initiierten. Exemplarisch werden die jeweiligen Ermittlungsverfahren von Qualifizierungsbedarfen und die Möglichkeiten zur Einbindung sowie Mitbestimmung der Beschäftigten im Rahmen der Projekte vorgestellt. Es wird deutlich, dass betriebliche Digitalisierungsprozesse nur erfolgreich implementiert werden können, wenn diese an umfassende Möglichkeiten zur Beteiligung und Qualifizierung der Beschäftigten gekoppelt sind. Besonders Betriebsräten kommt die zentrale Aufgabe zu, unterstützend als Initiatoren von Weiterbildungsstrategien aufzutreten.


WSI: Betriebliche Weiterbildung als Handlungsfeld der Betriebsräte

Der Policy Brief des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) untersucht die Rolle von Betriebsräten bei der betrieblichen Weiterbildung. Die Studie gibt Aufschluss über die im Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) verankerten Handlungsmöglichkeiten und liefert einen empirischen Blick auf die Beteiligung von Betriebsräten an Weiterbildungsprozessen. Auf Grundlage der WSI-Betriebsrätebefragung 2018 zeigt sich, dass diesbezüglich – über sämtliche Branchen und Betriebsgrößen hinweg – bereits eine gewisse Sensibilität bei den Betriebsräten zu verzeichnen ist. Dennoch besteht u.a. in Hinblick die Weiterbildungsbeteiligung benachteiligter Beschäftigtengruppen nach wie vor Handlungsbedarf. Um die Gestaltungsmacht in Fragen betrieblicher Weiterbildung auszubauen, kommen Betriebsräte nicht umhin, ihre Rolle als Mediatoren und Gesprächspartner verstärkt wahrzunehmen.