Geflüchtete im Integrationskurs – BAMF-Analyse liefert differenzierte Einblicke und zeigt Herausforderungen auf

Die neue BAMF-Analyse zur Wirksamkeit der Integrationskurse liefert präzise Einblicke in Lernerfolge, Wartezeiten und Zugangschancen – und macht zugleich deutlich, an welcher Stelle das System greift und wo dringend Reformbedarf besteht.

Die aktuelle Kurzanalyse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) liefert systematische Erkenntnisse über Geflüchtete in Integrationskursen und zeigt sowohl Erfolge als auch strukturelle Herausforderungen des aktuellen Sprachförderprogramms auf. Die Untersuchung „Geflüchtete in Integrationskursen“ basiert dabei auf der verknüpften Auswertung der IAB-BAMF-SOEP-Befragung* von Geflüchteten mit der Integrations-Geschäftsdatei (InGe) und ermöglicht erstmals eine umfassende Betrachtung von individuellen Teilnehmendenmerkmalen, Kursverläufen und -ergebnissen.

Die Studie zeigt: Integrationskurse sind und bleiben ein zentrales Instrument der sprachlichen und gesellschaftlichen Integration, das erhebliche positive Effekte auf das Sprachniveau der Teilnehmenden hat. Das wird insbesondere im Vergleich zu Geflüchteten ohne Kursteilnahme deutlich. Personen, die einen allgemeinen Integrationskurs besucht haben, weisen deutlich seltener unzureichende Deutschkenntnisse auf als Personen ohne Kurs. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Sprachförderung als Kernbestandteil der Integrationspolitik.


Wartezeiten und Teilhabe: Ungleiche Bedingungen für Frauen mit Care-Verantwortung – insbesondere Mütter

Die Analyse zeigt aber auch deutliche Unterschiede im Zugang zu den Kursen: Geflüchtete Frauen mit Kindern müssen oft länger auf einen Kursplatz warten – Dieser Effekt hängt maßgeblich mit der Verfügbarkeit geeigneter Kinderbetreuung zusammen und ist nicht allein durch demografische Faktoren erklärbar. Merkmale wie Alter, Bildung oder Herkunft haben auf die Wartezeit hingegen keinen systematischen Einfluss.


Ungleiche Lernerfolge im DTZ: Altersbedingte Hürden und Grenzen aktueller Kursformate

Bei der Analyse der Testergebnisse zeigt sich, dass insbesondere ältere Teilnehmende Schwierigkeiten haben, bei standardisierten Sprachtests wie dem Deutsch-Test für Zuwanderer (DTZ) höhere Punktzahlen zu erzielen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass derzeitige Kursformate möglicherweise nicht für alle Personengruppen gleichermaßen effektiv sind.


Alphabetisierung und Kursarten haben unterschiedliche Effekte

Die Studie differenziert dabei auch zwischen verschiedenen Kursformen. So profitieren nicht nur Teilnehmende allgemeiner Integrationskurse von verbesserten Deutschkompetenzen: auch Absolvierende von Alphabetisierungskursen haben deutlich seltener unzureichende Deutschkenntnisse als Geflüchtete mit geringen Schriftsprachkenntnissen. Dies weist auf die Bedeutung spezialisierter Angebote und Kursformen für unterschiedliche Lernvoraussetzungen hin.


Integrationskurse wirken – Barrieren bleiben

Die Analyse bestätigt, dass Integrationskurse einen wichtigen Beitrag zur sprachlichen und gesellschaftlichen Integration von Geflüchteten leisten und eng mit verbesserten Deutschkenntnissen verknüpft sind. Gleichzeitig macht die Studie strukturelle Unterschiede beim Zugang sowie beim Spracherwerb sichtbar. Vor allem die längeren Wartezeiten für Frauen mit Betreuungspflichten und die besonderen Lernbedarfe älterer Teilnehmender zeigen, dass das Integrationskurs-System weiter differenziert und bedarfsorientiert gestaltet werden sollte, um seine Wirkung für alle Teilnehmendengruppen langfristig zu entfalten.

Zur BAMF-Analyse


*Die IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten ist eine jährliche Erhebung, bei der die Studienteilnehmenden wiederholt befragt werden. Interviewt werden Personen, die zwischen Januar 2013 und Ende August 2022 in Deutschland eingereist sind und einen Asylantrag gestellt haben, sowie ihre Haushaltsmitglieder.

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