Gemeinwohl-Ökonomie: HFH-Weiterbildung zu besonderem Nachhaltigkeitsansatz

Wie sich Gemeinwohl als Ziel in einer unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie implementieren lässt, zeigt der Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ).

4 Personen diskutieren über Umweltschutz

Neue akademische Weiterbildungen der HFH vermitteln Wissen zur GWÖ. Der Ansatz steht für ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell, das Werte wie Menschenwürde, ökologische und soziale Verantwortung, Solidarität, Mitbestimmung und Transparenz in den Fokus nimmt.

Wie utopisch ist es, wenn sich Wirtschaftsunternehmen statt Profitmaximierung eine Steigerung des verfassungsrechtlich verankerten Gemeinwohls auf die Agenda schreiben? Weniger utopisch als vielmehr notwendig, sagen die Vertreter:innen der sogenannten Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ), einer Reformbewegung, die sich für ein ethisches Wirtschaftsmodell einsetzt.

An der HFH startet erstmals zum 1. Oktober 2023 ein neues akademisches Weiterbildungs­angebot zur GWÖ, welches in das Thema einführt und praktische Anwendungsmöglichkeiten des umfangreichen Nachhaltigkeitsansatzes vorstellt. Anmeldungen zum 1. Oktober sind bereits möglich; die folgenden Starttermine 2024 sind der 1. Januar und 1. Juli.

„Mit unserem neuen Angebot tragen wir als Hochschule auch der seit Januar 2023 gültigen EU-Richtlinie CSRD zur nichtfinanziellen Berichtspflicht Rechnung. Nach dieser sind heute nicht mehr nur Großkonzerne, sondern auch viele mittelständische Unternehmen berichtspflichtig“, sagt HFH-Präsident Prof. Dr. Lars Binckebanck.


Zwei Weiterbildungsmodule zur GWÖ


Mit den beiden Weiterbildungsmodulen "Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie" und "Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie" gibt die HFH einen Überblick über Prinzipien und Anwendungsmöglichkeiten dieses Ansatzes, der den Begriff der Nachhaltigkeit um Werte wie Gemeinwesen, Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung ergänzt.

Das Weiterbildungsangebot richtet sich an Fach- und Führungskräfte aus allen Branchen, an Gründer:innen und Unternehmensberater:innen sowie an alle Interessierte am Thema Nachhaltigkeitsmanagement, die ihre Kompetenzen zum Thema  GWÖ erweitern und nachweisen möchten. Die Teilnehmenden können ein offizielles HFH-Hochschulzertifikat samt ECTS-Punkten (CP) erwerben. Das Studienmaterial ist barrierefrei gestaltet und ermöglicht auch sehbehinderten Personen die Teilnahme.

„Wir freuen uns, mit dem Weiterbildungsprogramm zur Gemeinwohl-Ökonomie auch einen alternativen ökonomischen Denkansatz in unser Lehrangebot integrieren zu können“, sagt Kathrin Brüggmann, Kanzlerin der HFH und Geschäftsführerin der Trägergesellschaft.


Modul "Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie"


Das Modul "Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie" gibt einen Überblick über die Grundprinzipien und zentralen Werte der Gemeinwohl-Ökonomie. Hier werden etwa die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „Gemeinwohl“ differenziert und in aktuelle Diskurse aus Soziologie und Ethik eingeordnet.

In der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Problemen aktueller Wirtschaftssysteme lernen die Studierenden die Entwicklungen der GWÖ-Bewegung kennen. Eine kritische Reflexion verschiedener ökonomischer Ansätze ermöglicht es den Teilnehmenden, das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie im Diskurs mit anderen Wirtschaftsmodellen einzuordnen und abzugrenzen.

Im Einführungsmodul lernen die Studierenden bereits die Grundsätze einer Gemeinwohl-Bilanz kennen und werfen einen ersten Blick auf das Instrument der Gemeinwohl-Matrix


Modul "Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie"


Das darauf aufbauende Modul "Angewandte Gemeinwohl-Ökonomie" vertieft das Wissen und vermittelt praktische Ansätze, mit denen die Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie im unternehmerischen Alltag umgesetzt werden können. 

Dazu werden etwa die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Allgemeinen und die Standards der Gemeinwohl-Ökonomie im Speziellen mit Blick auf die UN-Sustainable Development Goals (SDGs) vermittelt. 

Studierende lernen, wie sie Nachhaltigkeits- bzw. Gemeinwohlberichte und damit die Ziele einer Corporate Social Responsibility (CSR) in den unternehmerischen Alltag implementieren können. Anhand konkreter Praxisbeispiele lernen die Teilnehmenden, diese Berichterstattung in Unternehmen und Organisationen einzusetzen und eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. 

Mit Blick auf ein betriebliches Nachhaltigkeitsmanagement bietet das Instrument der Gemeinwohl-Ökonomie eine Möglichkeit, entsprechende Maßnahmen innerhalb des Betriebes zu gestalten, umzusetzen und messbar zu machen.


Gemenwohl-Bilanz und das Instrument der Gemeinwohl-Matrix


Der Ansatz der GWÖ schafft u.a. Potenziale zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden in Unternehmen, etwa durch eine stärkere Einbindung der Belegschaft in die unternehmerische Mitgestaltung und durch sinnstiftende Maßnahmen einer gemeinwohl- und werteorientierten Unternehmensausrichtung. 

Die Bewertung der Gemeinwohlleistung erfolgt durch die Punktevergabe externer Auditor:innen und wird in der Gemeinwohl-Bilanz abgebildet. Sie kann als internes Organisationsentwicklungstool eingesetzt werden und ermöglicht den Vergleich mit anderen Unternehmen.

Dabei beschränkt sich die Gemeinwohl-Bilanz als Bewertungsrahmen nicht auf Wirtschaftsunternehmen, sondern kann auch in Bildungseinrichtungen sowie auf kommunaler Ebene von Städten und Gemeinden eingesetzt werden, um die Umsetzung von gemeinwohlorientierten Nachhaltigkeitszielen transparent zu machen.

Kerninstrument der Gemeinwohl-Bilanz ist die Gemeinwohl-Matrix, mit der sich bewerten lässt, mit welchen Aktivitäten eine Organisation in Bezug auf verschiedene Berührungsgruppen Beiträge zum Gemeinwohl leistet. Folgende Darstellung zeigt die Werte und Dimensionen auf, anhand derer diese Beiträge innerhalb des Gemeinwohlansatzes gemessen werden können.

Weitere Informationen und Ansprechpersonen finden Sie hier.

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