Ausbildungsmarketing im Fokus: Informationslücken erschweren Bewerbungsprozesse

Ausbildungsbetriebe erfüllen den Informationsbedarf von jungen Menschen nur unzureichend, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt.

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und der Bertelsmann Stiftung beleuchtet die Erwartungen junger Menschen an Ausbildungsbetriebe und vergleicht diese mit den tatsächlich angebotenen Informationen. Die Ergebnisse zeigen deutliche Diskrepanzen, die den Einstieg in eine Ausbildung erschweren können. 

 

Vergütung, Ablauf und Inhalte: Was junge Menschen wirklich wissen wollen 


Die Befragung junger Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren verdeutlicht, dass für die Attraktivität einer Ausbildung bestimmte Informationen von zentraler Bedeutung sind. So wünschen sich 95 Prozent der Befragten Informationen über die entsprechende Ausbildungsvergütung, doch nur knapp 60 Prozent der Unternehmen stellen diese vor einem Bewerbungsgespräch bereit.  

Auch beim Bewerbungsverfahren selbst besteht eine Informationslücke: Während mehr als neun von zehn jungen Menschen den Ablauf vorab kennen möchten, stellt nur weniger als die Hälfte der Betriebe entsprechende Angaben zur Verfügung. 

Eine besonders hohe Relevanz haben auch Einblicke in die Inhalte und Tätigkeiten der Ausbildung. Fast alle Befragten (95 Prozent) äußern hier ein starkes Informationsinteresse, dem jedoch nur rund drei Viertel der Unternehmen nachkommen. Übereinstimmung besteht dagegen beim Thema Betriebsklima: 97 Prozent der Jugendlichen halten es für ausschlaggebend. Ebenso viele Unternehmen betonen, ein positives Umfeld bieten zu können.  

 

Zunehmende Kompromissbereitschaft der Betriebe erfreulich 


Neben den Informationslücken zeigt die Studie aber auch eine gestiegene Flexibilität bei der Stellenbesetzung. Zwei Drittel der Unternehmen nehmen Bewerber*innen auf, die nicht alle geforderten Kompetenzen mitbringen – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2024. Mehr als ein Drittel stellt Jugendliche mit erheblichem Förderbedarf ein. Zudem legen acht von zehn Betrieben mehr Wert auf den persönlichen Eindruck als auf Schulnoten. 

Aufseiten der Jugendlichen wird diese Entwicklung jedoch nicht immer so wahrgenommen: Nur 57 Prozent glauben, dass ihre individuellen Stärken wichtiger sind als ihre Zensuren. Besonders junge Menschen mit niedriger Schulbildung schätzen ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt weiterhin pessimistisch ein, was die Jugendbefragung "Ausbildungsperspektiven 2025" verdeutlicht.  

 

AsA-Flex: Kaum bekanntes Instrument mit großem Potenzial 


Die Studie zeigt auch deutliche Defizite beim Einsatz unterstützender Maßnahmen. So kennen lediglich 15 Prozent der Unternehmen die Assistierte Ausbildung (AsA-Flex) und nur 1,5 Prozent nutzen sie tatsächlich. Dabei bietet dieses Förderinstrument der Bundesagentur für Arbeit wertvolle Unterstützung: von sozialpädagogischer Begleitung über Förderunterricht bis hin zu Hilfen bei Organisation und Konfliktlösung. Für Betriebe kann AsA-Flex eine spürbare Entlastung bei der Bewerber*innensuche und Ausbildungsorganisation bedeuten und trägt zugleich dazu bei, den Ausbildungs- und Fachkräftenachwuchs nachhaltig zu sichern. 

 

Stärkeres Ausbildungsmarketing und bessere Förderung dringend nötig 


Die Untersuchung macht deutlich, dass Ausbildungsmarketing stärker an den Bedürfnissen junger Menschen ausgerichtet werden sollte. Neben einer klareren Kommunikation zu Vergütung, Tätigkeitsinhalten und Bewerbungsprozessen gilt es, Fördermöglichkeiten bekannter zu machen. Insbesondere kleinere Betriebe, die nach wie vor große Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze haben, könnten hiervon profitieren. 

 

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