Therapieberufe 2030

Die DAA-Stiftung veröffentlicht Szenarien für tragfähige Ausbildungsstrukturen in den therapeutischen Gesundheitsberufen.

Titelseite Therapieberufe

Tragfähige Ausbildungsstrukturen für eine gute Gesundheitsversorgung in der Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.

Die hohe gesellschaftliche Bedeutung unseres Gesundheitssystems steht außer Frage – die Corona-Pandemie hat uns diese erneut eindrücklich vor Augen geführt. Auch der in den Gesundheitsfachberufen bereits bestehende Fachkräftemangel, der sich z.B. durch die demographische Entwicklung weiter zu verschärfen droht, ist mittlerweile im öffentlichen Bewusstsein verankert. Allgemein weniger bekannt sind die schwierigen Rahmenbedingungen einer Ausbildung in den therapeutischen Gesundheitsfachberufen Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, die einen wichtigen Bestandteil unseres Gesundheitssystems darstellen.


Im Gegensatz zum Großteil der Auszubildenden in anderen Berufsbereichen erhalten angehende Physio- und Ergotherapeut*innen sowie Logopäd*innen in der Regel keine Ausbildungsvergütung. Zudem müssen sie vielerorts ein monatliches Schulgeld aufbringen. Bei Fortbestehen der schwierigen Rahmenbedingungen für die Ausbildung besteht das gesellschaftliche Risiko einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. Daher herrscht dringender Handlungsbedarf. Dies wurde zwar seitens der politischen Verantwortungsträger prinzipiell erkannt, doch die konkrete inhaltliche und zeitliche Ausgestaltung einer Gesetzesnovelle ist aktuell weitestgehend ungewiss. Um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und einen Beitrag zur Erörterung von Lösungsansätzen für eine attraktive Ausbildung zu leisten, hat die DAA-Stiftung Bildung und Beruf gemeinsam mit dem Institut für prospektive Analysen (IPA) vier Zukunftsszenarien entwickelt. Die (fiktiven) Szenarien veranschaulichen mögliche Folgen heutiger Reformentscheidungen mit Blick auf die Gesundheitsversorgung im Jahr 2030.

 

Szenario 1 - Weiter wie bisher

Szenario 1 verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf, indem es zeigt, dass sich die bestehenden Probleme beim Ausbleiben einer Reform bis zum Jahr 2030 dramatisch zuspitzen und ausweiten könnten: Das Szenario geht von einem zunehmend exklusiven Zugang der Krankenhäuser zu einer sinkenden Anzahl von Auszubildenden und Absolvent*innen, von einer Betriebseinstellung vieler freier Berufsfachschulen und einer Verschärfung des Fachkräftemangels vor allem in der Fläche und in ambulanten Praxen aus. Die gesundheitliche Versorgung ist somit in diesem Szenario massiv gefährdet.


Szenario 2 - Einseitiger Kompromiss

Im Szenario 2 wird der bisherigen Ungleichbehandlung von Ausbildungsträgern und Schüler*innen durch eine Öffnung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes und eine Ausweitung von Schulgeldfreiheit und Ausbildungsvergütung auf dieser Grundlage begegnet. Da keine bundesweiten Regelungen für eine Beteiligung von Bund und Ländern an der Finanzierung der Ausbildungskosten getroffen wurden, sind die Aufwendungen für die Krankenkassen immer weiter gestiegen, und somit auch der Druck, die Mittel für die einzelnen Schulen zu reduzieren. Viele Schulträger können auf Dauer mit den sinkenden Pauschalen nicht auskömmlich wirtschaften – eine Verknappung der Ausbildungskapazitäten droht. Zudem zeichnet sich durch die strukturelle Unterfinanzierung eine Erosion der Qualität der Ausbildung und somit auch der therapeutischen Gesundheitsversorgung ab.

 

Szenario 3 - Eine gemeinsame Aufgabe

In Szenario 3 werden bundesweit einheitliche Finanzierungsstrukturen der Ausbildung in Berufsfachschulen eingeführt, wobei auch eine Berücksichtigung landesrechtlich gestellter Anforderungen an die Ausbildungsqualität erfolgt. Die Länder und der Bund finanzieren dabei mit Steuermitteln den Teil der Kosten, der den schulischen Ausbildungskosten entspricht. Die Versicherungsträger übernehmen die Finanzierung des praktischen Teils der Ausbildung sowie die flächendeckende Ausbildungsvergütung. Das Szenario geht von einer deutlichen Steigerung der Absolvent*innenzahlen, einer zunehmenden Deckung des Fachkräftebedarfs und einer Verbesserung der Versorgungslage im Bereich therapeutischer Leistungen aus.

 

Szenario 4 - Vollakademisierung

In Szenario 4 wird eine Vollakademisierung der Ausbildung von Fachkräften in den therapeutischen Berufen beschlossen; die meisten Berufsfachschulen mussten ihren Betrieb einstellen. An den Hochschulen mangelt es vielfach an personellen Ressourcen in den Bereichen der Lehre sowie der Beratung und Begleitung, zudem fehlt teilweise eine ausreichende Vernetzung mit Praxiseinrichtungen. Die Bewerber- und Absolventenzahlen sinken aufgrund der gestiegenen Qualifizierungsanforderungen und vielerorts problematischer Studienbedingungen. Trotz steigender Kosten verschlechtert sich die Gesundheitsversorgung in der Breite; insbesondere in der Physiotherapie und Ergotherapie drohen Engpässe.

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THERAPIEBERUFE 2030

Die vollständige Version der „Therapieberufe 2030“ hat eine Länge von etwa 50 Seiten und beinhaltet Fotos und Illustrationen. Sie liefert eine ausführliche Einführung in die Thematik, eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Szenarien sowie eine eingehende Diskussion ihrer bildungspolitischen Implikationen.


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INFOBLATT

Für einen raschen Überblick fasst das Infoblatt die Inhalte und Erkenntnisse aus dem Projekt auf zwei Seiten zusammen.

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